Klappentext Schach und Religion

Diese vierte Ausstellung der Schach- und Kulturstiftung G.H.S. befasst
sich mit den ambivalenten Verbindungen von Schach und Religion.
Da acht Jahrhunderte lang die Augustiner, Benediktiner, Jesuiten und
Malteser im Kloster Ebersberg wirkten, bot sich die Stadt Ebersberg für
das gewählte Thema in besonderer Weise an.
Ein Anknüpfungspunkt ist der Jesuit und bedeutende deutsche Dichter
Jacob Bälde, der viele Sommer am Kloster Ebersberg verbracht und
1643 eine berühmte Schachode veröffentlicht hat.
Im historischen Sitzungssaal des Rathauses, der ehemaligen Klostertaverne,
werden wertvolle Schachfiguren gezeigt, die thematisch die Figur
des Bischofs im Fokus haben, in Deutschland als Läufer bekannt.
Bischöfe und Geistliche beim Schachspiel sieht man zudem auf
Gemälden und Grafiken, die vor allem aus der Sammlung des Instituts
für Spielforschung der Universität Mozarteum in Salzburg stammen.
Als ein Beispiel für strikte Gegner des Schachspiels dient der Bußprediger
Johann Capistrano, der 1452 in Nürnberg Schachfiguren verbrennen ließ.
Weitere ausgewählte Aspekte unterstreichen, dass das Verhältnis
zwischen Schach und Religion vielen Wandlungen unterworfen und
nie eindeutig festgelegt war.
Dies wird auch deutlich in den Textbeiträgen dieses Ausstellungskatalogs.
Der Spielforscher Dr. Rainer Buland vom Institut für Spielforschung
entwickelt auf fünf wesentlichen Ebenen eine einführende Grundlage.
Herbert Bastian gibt einen präzisen historischen Überblick über Schach
und Religion in der gesamten Schachgeschichte.
Einen regionalen Bezug bietet Georg Schweiger mit Informationen zum
Adelsgeschlecht der Falkensteiner, die wertvolle Schachspiele besaßen.
Ein Sonderthema ist Teresa von Avila als Patronin der Schachspieler.
Bildhafte Details wie eine Schachskulptur am Naumburger Dom oder
eine Schachszene mit Martin Luther werden von Konrad Reiß behandelt.
Die Kunsthistorikerin Dr. Natascha Niemeyer-Wasserer befasst sich mit
einem in der Fachwelt wenig bekannten Schachbild von Nicolö di Pietro.
Von großer Bedeutung, nicht nur für die Bälde-Forschung, ist der
Beitrag des Altphilologen Prof. Wilfried Stroh zu Baldes Schachgedicht.