Page 14 - Schach und Musik GHS-Schachundkulturstiftung
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            Beispiel 3:

            Cornelis de Man  (1621–1706)

            Die Schachspieler  (ca. 1670)
            (Reproduktion)

            Museum der Schönen Künste, Budapest
            Foto: © Museum der Schönen Künste, Budapest






            Die vorliegende Genreszene von Cornelis de Man steht
            ganz in der Tradition der Liebesallegorie beim Schach­
            spiel in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhun­
            derts. Dabei ist es ganz wesentlich, die eigentliche Be­
            deutung der Szene durch Symbole zu entschlüsseln.
            Handelt  es  sich  hier  um  eine  der  beliebten  Bordell­
            szenen, die nur anhand von deutlichen Hinweisen zu
            erkennen sind, oder befindet sich ein Ehepaar im häus­
            lichen Umfeld bei einem Schachspiel?
               Tatsächlich ist das Lauteninstrument an der Wand
            ein Detail, das in der holländischen Malerei des 17. Jahr­
            hunderts auf einen losen Lebenswandel hinweist, ins­
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            besondere mit Bezug auf das weibliche Verhalten.
            Der Blick der wohlhabenden jungen Frau, die in eine
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            wendet sich mit leicht geöffnetem Mund dem Betrachter
            zu, während sie mit der rechten Hand einen Springer
            ergreift. Der Blick der Katze am linken Bildrand ist je­
            doch auf die Dame gerichtet, die anscheinend weiß, wo­
            rauf sie sich in diesem Spiel einlässt. Im Hintergrund
            ist der blaue Vorhang des Alkovens bereits geöffnet.
            Für den Betrachter ist nur erkennbar, dass der Wein für
            ein abendliches Vergnügen – im Sinne von Wein, Weib
            und Gesang – fehlt. Stattdessen ist vorne links im Bild­
            raum ein Blasebalg zu sehen, der auch sinnbildlich als
            das Anheizen des Feuers der Liebe gedeutet werden
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            kann. Die beiden Protagonisten sind in Hauskleidung
            gewandet, was eher für ein Ehepaar spricht, das sich
            auf das Terrain des Liebesspiels begibt. Dies geschieht
            in zweifacher Weise: Auf dem Brett und in der Wirk­    13  Vgl. dazu MUSIK IN DER MALEREI 2001: 262.
            lichkeit des häuslichen Raumes auf dem schachbrett­    14  Zum Thema Hauskleidung „Robe de chambre“ beim Brettspiel
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            artigen Boden.                                         ausführlich in: VON DER KRONE ZUM BüRGER 2011: 68.
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