Page 10 - Schach und Musik GHS-Schachundkulturstiftung
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M   u   s  i c h
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                                                           



























            Philidor-Frontispiz von Francesco Bartolozzi, London 1777,    Diagramm 1
            Privatsammlung                                     (wKc6, Lf7, Sb7; sKb8)
                                                               Wie kann Weiß am Zug den schwarzen König in sechs Zügen
            Begabung für das Schachspiel, welches er allein durch   mattsetzen?
            Zuschauen erlernte.                                Lösung: Mit
               Im Spannungsfeld zwischen Musik und Schach sollte   1.Kb6 Kc8 2.Le6+ Kb8 3.Ld7 Ka8 4.Sc5
            sich sein ganzes Leben abspielen, wobei beim Schach   Kb8 5.Sa6+ Ka8 6.Lc6 matt.
                                                               Allerdings gibt es auch Varianten der Mattführung,
            vor allem seine Blindvorstellungen gegen drei, wohl­  z.B. mit 1.Lc4 beginnend.
            gemerkt sehende Gegner gleichzeitig die Menschen
            begeisterten.                                      Schachspielende Komponisten
               Obwohl diese Schaukämpfe eine ergiebigere Ein­
            nahmequelle  als  seine  Opernkompositionen  wurden,      ür viele Komponisten spielte das Schachspiel als
            kritisierte sie der mit ihm befreundete Schriftsteller    Ergänzung und Stimulierung ihres musikalischen
            Diderot harsch: „Es ist töricht, Gefahr zu laufen, blöd­  Schaffens eine wichtige Rolle. So schreibt Dmitri
            sinnig  zu  werden  aus  Eitelkeit  …  Machen  Sie  weiter  F Schostakowitsch  (1906–1975):  „Ich liebe das
            Ihre ausgezeichnete Musik und setzen Sie sich nicht   Schach spiel sehr, es verbindet Kunst und Wissenschaft.
            der Gefahr aus, dass man sagt: „Seht diesen Philidor,   Es verschafft mir Erholung und Inspiration. Seit Langem
            er ist nichts mehr, er hat seinen Verstand und alles,   schwärme ich für dieses Spiel und liebe es schrecklich
            was er noch hätte leisten können, auf dem Schachbrett    … Ich möchte auf diese Seite meiner selbst aufmerk­
            mit seinen kleinen Holzklötzchen eingebüßt!“       sam  machen, zumal ich  manches  Talent darin habe.“
               Bei alldem war Philidor freilich auch der erste gro­  Und schreibt 1926 an den Klaviervirtuosen Lew Oborin:
            ße Schachlehrer, dessen Buch Analyse des Schachspiels   „Mein Leben lässt sich im Allgemeinen so beschreiben:
            mit seinem berühmten Kernsatz „Die Bauern sind die   Korrigieren von Partien, Komponieren der 2. Sinfonie,
            Seele des Spiels“ das moderne Positionsspiel begrün­  Schachspiel.“
            dete und das mehr als hundert Auflagen in verschiede­
            nen Sprachen erlebte. Was ihn, wie manchen Schach­    Ähnlich war es bei seinem schon erwähnten russi­
            meister, nicht dagegen feite, in Armut zu sterben.   schen  Kollegen  Sergei Prokofjew  (1891–1953):  „Das
               Unter anderem findet sich in dem Buch das gar nicht   Schachspiel ist für mich eine besondere Welt, die Welt
            so leichte Mattsetzen mit Läufer und Springer.     des Kampfes, der Pläne und der Leidenschaften.“ In

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