Page 12 - Schach und Musik GHS-Schachundkulturstiftung
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Schach und MuSik



                                  Ein Spagat zwischen Faszination und Vernunft

                                         von Volker Ahmels, Hamburg im August 2022





























             S    pätestens seit dem ersten inoffiziellen Schach-  waren der bereits erwähnte Sergej Prokofieff (Peter


                                                               und der Wolf war mein absolutes Lieblingswerk!) und
                  weltmeister André Danican Philidor, der in seiner
                  Zeit ein überaus erfolgreicher Komponist war,
                  wurden im Verlauf der Geschichte immer wieder   Wolfgang Amadeus Mozart.
                                                                  Als mein Bruder dann 1970 in die Gelehrtenschule des
            herausragende Persönlichkeiten wie der Schachgroß-  Johanneums Hamburg eingeschult wurde, durfte ich als
            meister und Konzertpianist Mark Taimanow oder der   „kleiner Bruder“ zu der Schachgruppe am Johanneum
            begnadete Komponist und „Fast-Schachmeister“ Sergej   mitkommen. Das war sehr aufregend. Schon schnell
            Prokofieff mit der Frage konfrontiert, ob sie sich als   konnte ich in Jahrgangs-Meisterschaften und bei Blitz-
            Schachspieler:in oder Musiker:in sehen.            turnieren sehr gute Erfolge verzeichnen. Ich wurde dann
               Mit meinem Beitrag möchte ich einige Überlegungen   1971 auch im Johanneum eingeschult.
            und Erinnerungen zu meiner Beziehung zwischen Schach   Im Jahr 1973 erlebte ich meinen ersten großen Er-
            und Musik beleuchten. Auch wenn meine „Schachkünste“   folg: den 1. Platz bei der Hamburger U-12 Meisterschaft.
            nie zu einem internationalen Titel reichten, bedeutet mir   Zu  der Zeit konnten meine musikalischen Fortschritte
            Schach bis heute enorm viel.                       noch  einigermaßen mit den schachlichen mithalten,
                                                               aber die große Lust zum Üben fehlte mir, ganz anders
               Da ich aus einem sehr musikalischen Elternhaus   als beim Schach, wo ich schon früh eine gewisse Be-
            stamme – meine Mutter war Zeit ihres Lebens eine be-  sessenheit zeigte. Aber um eine Chance bei dem bis
            geisterte Pianistin und Pädagogin – mein Vater ein res-  heute be deutendsten bundesdeutschen Nachwuchs-
            pektabler Chorsänger –, wuchs ich also bereits als Kind   wettbewerb „Jugend musiziert“ zu haben, hätte ich
            jeden Tag von Musik umgeben auf.                   meinen Ehrgeiz genau umgekehrt einsetzen müssen.
               Die  klassische  Ausbildung  am  Klavier  begann  mit   In den nächsten Jahren konnte ich als Jugendlicher
            sechs Jahren, meine damaligen Lieblingskomponisten   sehr viele Erfolge als Schachspieler verzeichnen.

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